Mittwoch, 23. Juni 2010

Ich bin der Weinstock

Die entscheidende Frage dieses Tages lautet: „Werden wir Weltmeister oder nicht?“

Die aktuelle Ausgabe der IDEA hat als Slogan auf ihrer Titelseite den Satz: „Im Fußball siegt nur einer – Bei Christus gewinnt jeder!“

Nun geht es jetzt und hier nicht um das entscheidende Spiel, aber vielleicht kann uns der Fußball dabei helfen, wesentliche geistliche Einsichten zu gewinnen.

Ganz ähnlich hat es ja Jesus schon damals gemacht. Er nahm bekannte Alltagsbilder seiner Zeitgenossen und brachte so unübertroffen geistliche Wahrheiten auf den Punkt, wie in seiner bekannten Rede vom Weinstock, Johannes 15, Verse 1 bis 8 (Einheitsübersetzung): Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.

Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.

Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.

Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.

Mein Vater wird dadurch verherrlicht, daß ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Nun hat Jesus nicht gesagt: „Ich bin der Fußball!“, sondern: „Ich bin der Weinstock!“

Obwohl er tatsächlich wie ein Fußball – und das bis heute – von den Menschen und manchmal sogar von seinen Nachfolgern – behandelt wird!

Getreten, gestoßen, weggekickt und weggeschossen!

So hat er sich für uns hingegeben und wenn wir gleich das Abendmahl feiern, werden wir daran neu erinnert: Das er sein Leben für unser Leben gegeben hat, damit wir dieses Leben überleben!

Aber dieses Ich-Bin-Wort von dem Weinstock stellt nicht so sehr seine Hingabe und seinen Dienst für uns heraus, sondern vielmehr seine unermessliche Kraft und zugleich die absolute Notwendigkeit jetzt auch aus ihm heraus tagtäglich zu leben.

Im Gegensatz zu seinem Wort von dem Brot (Johannes 6, Vers 35), wo er sich als das grundsätzliche Lebensmittel vorstellte - das Mittel zum Leben schlechthin - so ist dieses Wort vom Wein in der Bibel immer ein Wort des Überflusses und des Reichtums.

So notwendig und lebenswichtig es für uns als Christen ist, ganz fest als Reben am Weinstock zu bleiben, so werden wir mit diesem Wort zugleich herausgefordert den überfließenden Reichtum, den Jesus uns durch die enge Beziehung zu ihm schenken will, auch wirklich zu nutzen!

Vielleicht hätte Jesus heute gesagt: Ich bin der Mannschaftskapitän und mein Vater ist der Teamchef. Jeder Spieler in meiner Mannschaft, der nichts bringt, muss auf die Reservebank, und jeder Spieler, der seine Sache gut macht, wird trainiert, damit er noch besser wird.

Oder er hätte vielleicht gesagt: Ich bin der Mannschaftskapitän und mein Vater ist der Schiedsrichter. Jeder Spieler in meiner Mannschaft, der andere foult, bekommt die rote Karte gezeigt, und jeder Spieler, der seine Sache gut macht, wird trainiert, damit er noch besser wird.

Nur eins hat Jesus nie gesagt: Ich bin der Mannschaftskapitän und ihr seid die Zuschauer!

Bei der WM gibt es heute eine Menge Zuschauer, aber beim Glauben an Jesus gibt es keine Zuschauer. Es gibt nur aktive Mitspieler. Allen passiven – fruchtlosen – Zuschauern sagt Jesus in seiner Rede vom Weinstock: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab.

Beat Fuhrimann, Sportpastor und Mitarbeiter des „Missionswerkes Sportler ruft Sportler in der Schweiz“, hat auf die Frage: „Was kann die Kirche von der Fußball-Begeisterung lernen?“, geantwortet: Vielleicht sogar mehr, als uns lieb ist. Fußball auf Weltmeisterchaftsniveau erfordert einen enormen Einsatz an Zeit und Kraft. Diese Leistungsdichte ist nur durch eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft, harte Arbeit, Hingabe, Leidenschaft, Disziplin und Trainingsfleiß zu bewerkstelligen. Die Spitzensportler haben ein Ziel vor Augen: das Beste zu geben für ihr Land, für den Sieg!

Sind das nicht alles Eigenschaften, die der Kirche gut stünden? Oder ist totale Hingabe, harte Arbeit und Begeisterung für den Herrn der Kirche „etwas völlig anderes“?

IDEA Nr. 26/2002, Seite 15

Die „Zuschauer“ sind die Welt, die uns Christen beim Spiel zuschaut (siehe Matthäus 5, Verse 13 bis 16: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.)!

Genauso wie keiner aus der Mannschaft alleine den Pokal holen kann, sondern wenn sie es heute schaffen, dann schaffen sie es nur zusammen - so gibt es auch keine Weinrebe, die losgelöst und ganz allein für sich steht, sondern es gibt nur Reben im Verbund eines Weinberges! Reben, die also einerseits beieinander und miteinander stehen und andererseits davon und dadurch leben, dass sie ganz fest mit dem Weinstock verbunden sind.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Mit dem Bild vom Weinstock gebraucht Jesus ein typisches Bild, dass zum religiösen Erbe des Volkes Israel gehörte. An vielen Stellen des Alten Testaments wird Israel mit einem Weinstock oder Weinberg verglichen. „Israel ist der Weinberg und Weinstock Gottes“ lautete die alttestamentliche Botschaft der Propheten.

Diese Vorstellung war im jüdischen Volke so lebendig, dass der Weinstock schließlich zum Symbol des Volkes Israel wurde. Die Münzen der Makkabäer trugen als Emblem einen Weinstock, wie die DM einen Adler hatte.

Wenn Jesus laut Johannes 15 darauf hinweist, dass er der Weinstock ist, und sogar sagt: „Ich bin der wahre und wirkliche, der wahrhaftige und rechte Weinstock“, dann muss sich das für jüdische Ohren wie eine Provokation angehört haben.

Doch schon im Alten Testament wird deutlich, dass Israel zwar der von Gott gepflanzte Weinstock ist, aber ein fruchtloser und verwilderter Weinstock wurde. Das Symbol des Weinstocks wird im Alten Testament nie anders als im Zusammenhang mit Entartung und Verwilderung gebraucht.

So hat es nicht nur der Prophet Jesaja (siehe Jesaja 5, Verse 1 bis 7) gesagt, sondern Jesus selbst hat dieses harte Gerichtswort gebraucht, Matthäus 21, Verse 33 bis Vers 43 (Einheitsübersetzung – siehe auch Markus 12, Verse 1 bis 12 und Lukas 20, Verse 9 bis 19): Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.

Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erstemal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?

Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.

Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder?

Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.

Indem Jesus jetzt dieses Bild vom Weinstock für sich beansprucht, sagt er damit: „Ihr vom Volk Israel meint, dass ihr aufgrund eurer Volkszugehörigkeit schon Reben am Weinstock seid. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ihr seid - wie schon eure Propheten sagten - ein entarteter und verwilderter Weinberg!“

So ist dieses Wort vom Weinstock zum einen ein Gerichtswort gegen eine entartete äußerlich korrekte, aber innerlich leblose Frömmigkeit und zum anderen die Einladung nicht aus einer Volks- oder Gemeinde-zugehörigkeit seine Lebenskraft zu beziehen, sondern einzig und allein aus dem Weinstock, der Jesus Christus heißt!

Das Wort vom Weinstock ist eine Selbstoffenbarung Jesu und damit stellt er hier den Absolutheitsanspruch und zugleich gibt uns Jesus mit diesem Wort auch eine Standortbestimmung an die Hand:

Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Jesus ist der Weinstock, die Grundlage, das Fundament, die Quelle, der Mannschaftskapitän.

Sein Vater ist der Winzer, der Trainer und der Schiedsrichter.

Wir als Christen sind die Reben und dazu bestimmt Frucht zu bringen!

Sein Vater – und nicht die Reben – entscheidet, wer Frucht bringt und was Frucht ist. Sein Vater – und nicht die Reben – schneidet die fruchtlosen und toten Reben ab und reinigt die fruchtbringenden Triebe. Dasselbe drückt Paulus im 1. Korintherbrief 3, Verse 11 bis 16 (Hoffnung für alle) so aus: Das Fundament, das bei euch gelegt wurde, ist Jesus Christus. Niemand kann ein anderes oder gar besseres Fundament legen. Nun kann man mit den unterschiedlichsten Materialien weiterbauen. Manche verwenden Gold, Silber, kostbare Steine, andere nehmen nur Holz, Schilf oder Stroh. Doch an dem Tag, an dem Christus sein Urteil spricht, wird sich zeigen, womit jeder gebaut hat. Dann nämlich wird alles im Feuer auf seinen Wert geprüft, und es wird sichtbar, wessen Arbeit dem Feuer standhält.

Hat jemand fest und dauerhaft auf dem Fundament Christus weitergebaut, wird Gott ihn belohnen. Verbrennt aber sein Werk, wird er alles verlieren. Er selbst wird zwar aus dem Feuer gerettet werden, aber nur mit knapper Not.

Denkt also daran, daß ihr Gottes Bauwerk und sein Tempel seid, daß Gottes Geist in euch wohnt!

Wir sind als Christen also nicht dazu bestimmt, das Leben unserer Mitchristen zu beurteilen oder gar zu verurteilen, sondern Frucht zu bringen.

Unsere Platzanweisung als Christen in dem Bildwort Jesu ist einzig und allein, als Reben mit dem Weinstock verbunden zu bleiben, um so Frucht bringen zu können!

Aber unsere Aufgabe als Christen ist es nicht, andere abzuschneiden oder zurechtzustutzen. Wir sind nicht zu Schiedsrichtern berufen, sondern als Reben, um miteinander am Weinstock zu bleiben.

Bleiben bedeutet:

1. Vom Weinstock zu leben!

Keine Rebe kann vom Weinstock Urlaub machen! Es reicht auch nicht, wenn die Rebe an einem Tag in der Woche am Weinstock hängt. Reben sind lebenslang und rund um die Uhr am Weinstock, um als Reben leben zu können! Und genauso kann man nur ganz oder gar nicht Christ sein!

2. Beschnitten zu werden!

3. Frucht zu bringen!

4. Ohne Jesus nichts zu tun!

5. Gebetserhörungen zu erleben!

6. Gott zu verherrlichen!

7. Immer Jünger zu werden!

(entnommen aus http://www.siegiochs.de/bin05.htm, Krefeld, den 30. Juni 2002
Pastor Siegfried Ochs)

Donnerstag, 17. Juni 2010

Schatten

Manchmal ist das Leben wie ein Schatten
dem die Sonne fehlt

wo man sich versteckt vor dem Dunkel
weil man keine Sonne sieht

Und das Licht scheinbar nicht scheint
weil man da hinschaut, wo kein Licht ist.